Den Überwuchs rausreißen - Filmemacher lösen "Schuld" ein
HOLM. Wenn der Jäger-Vater nicht kann, muss eben der Nachwuchs ran. Beim Natur-schutz-Aktionstag in den Holmer Sandbergen waren unter den 40 Helfern nicht nur Tjorge (1) und Leyra (4), die mit Mutter Ina ihren Vater Jörn Früchtenicht vertraten, der als Jäger traditionell eigentlich dabei mithilft, die Holmer Dünen vor Überwucherung zu schützen. Auch Filmemacher, die in den Holmer Sandbergen gedreht hatten, rückten mit Sparten und Schere Kiefern, Birken und Traubenkirschen zuleibe und lösten so ihre "Schuld" bei der Gemeinde ein.
Die Dünen der Holmer Sandberge sind mit ihren offenen Sandflächen als wertvolles Biotop von Überwuchs bedroht. Deshalb muss der Mensch eingreifen. "In 30 Jahren sind die Dünen sonst wieder bewaldet", sagt Bürgermeister Walter Rißler (CDU). Für den Erhalt von Schleswig-Holsteins größter zusammenhängender Dünenlandschaft agieren Gemeinde, Jägerschaft, Elbmarschenhaus und "Regionalpark Wedeler Au" Hand in Hand - und packen gemeinsam an. Für die Helfer, unter ihnen viele Bürger, galt es darauf zu achten, nicht das Heidekraut herauszuziehen, sondern sich auf die drei "Übeltäter" zu konzentrieren.
Waldkinder ignorieren die Kälte
Kiefern können einfach abgeschnitten werden. Sie sind dadurch unschädlich gemacht. Diese Aufgabe war für Tjorge und Leyra genau richtig und entsprach ihren Kräften. Der gefühlten Eiseskälte hatte Mutter Früchtenicht durch dicke Kleidung Vorschub geleistet. Als Waldkindergartenkinder schien ihnen die Witterung aber ohnehin wenig zu imponieren. "Die sind das gewohnt", sagte Früchtenicht.
Bei den schwereren Aufgaben mit Sparten und Forke konnten die Filmemacher beweisen, was in ihnen steckt. Im September hatte Jungfilmer Justus Mohr 30 mittelalterliche Schwertkämpfer in den Holmer Sandbergen versammelt, um einen Bewerbungsfilm für die Filmhochschule zu drehen. Fünf dieser Schwertkämpfer traten nun an, um das Versprechen, das sie für die Drehgenehmigung gegeben hatten, einzulösen: mithelfen beim Naturschutz. An Traubenkirschen und Birken, die mit Wurzeln entfernt werden müssen, um nicht nachzuwachsen, konnten sie ihre Gartenfertigkeiten beweisen. Ausflugsleiterin Doreen Halfkath war sich nach der Einweisung bereits sicher, schon am Drehtag selbst gegen die Überwaldung gekämpft zu haben: "Ich hatte zwei Kilo Kiefernzapfen für die Weihnachtsfeier gesammelt."